Tiere

Wir hatten schon lange die Idee, uns eines Tages wieder Haustiere anzuschaffen. Hund und Katze waren im Gespräch, fielen aber einerseits wegen Tierhaarallergie und andererseits deshalb aus, weil wir beide Vollzeit arbeiten. Wir hatten einige Jahre ein Aquarium, was uns aber eher gelangweilt hat. Es war hübsch anzusehen, hat uns aber abgesehen davon wenig begeistert. Bevor wir uns kennenlernten und in den ersten Jahren unserer Ehe hatten wir beide Vögel: Wellensittiche, Nymphensittiche und Agaporniden. Daran hatten wir beide sehr viel Spaß und der Wunsch, wieder gefiederte Familienmitglieder zu haben, nahm immer mehr Gestalt an.

Ein Highlight unseres Urlaubs auf Teneriffa im Herbst 2011 war der Besuch des Loro Parque in Puerto de la Cruz. Dieser Park ist ein wahres Vogelparadies und wir konnten gar nicht genug bekommen von all den Papageien, Kakadus und anderen Vögeln. Es war auf einmal völlig klar: Wir wollten Papageien als Haustiere! Oder doch wieder Agaporniden?

Nach der Rückkehr von Teneriffa nutzten wir die letzten Tage unseres Urlaubs für eine intensive Recherche. Aras, Graupapageien und Amazonen fielen aufgrund ihrer Größe leider aus. Auch wäre die Lautstärke, die diese charmanten Kerlchen an den Tag legen, wenn sie mal gerade nicht charmant sind, ein Ärgernis für die Nachbarn. Es sollten also kleinere Papageien sein.

Der Besuch in einem großen Zoogeschäft in unserer Stadt konkretisierte unsere Wahl. Wir hatten anhand der großzügigen und vorbildlichen Haltung der Tiere, der kompetenten und freundlichen Beratung und nicht zuletzt aufgrund der engen Zusammenarbeit mit der Loro Parque Foundation einen guten Eindruck von diesem Zoogeschäft. An den kleinen Vogelkäfigen gingen wir sofort vorbei und schauten uns die großen Zimmervolieren genauer an. Die Preise waren erschreckend hoch, aber besonders bei den „Montana“-Käfigen aufgrund der guten Qualität und Verarbeitung sicher angemessen. Aber erst die Vögel, dann die Voliere!

Die Agaporniden hatten es uns angetan, wie sie so niedlich und gleichzeitig spitzbübisch aussahen. Auch die großen Sittiche waren alle wunderschön. Zum Teil kannten wir die Arten noch gar nicht. An der Voliere der Sonnensittiche haben wir uns sofort verliebt. Es waren Handaufzuchten und deshalb sehr zutrauliche Vögel, die sich durch das Gitter sogar kraulen ließen. Die Verkäuferin riet uns zu unserem großen Bedauern aber ab. Sonnensittiche sind besonders hübsch, verhalten sich wie lustige kleine Clowns, werden sehr zutraulich, aber besonders wenn sie morgens und abends ihren Schwarm zusammenrufen, veranstalten sie einen ohrenbetäubenden Lärm. Sie zeigte uns Sperlingspapageien, Halsband- und Ziegensittiche und dann entdeckten wir in der Voliere der Nymphensittiche einen einsamen Goldstirnsittich. Wie der Sonnensittich gehört er zur Gruppe der Aratingas (Keilschwanzsittiche), sein Gefieder hat mehrere Grüntöne, ein wenig grün-gelb, sowie blau an den Schwingen und einen hübschen Orangen Fleck an der Stirn, der ihm seinen Namen gibt. Goldstirnsittiche können natürlich auch laut schreien, sind aber weniger laut als Sonnensittiche. Eigentlich war mit diesem Vogel unsere Entscheidung gefallen, wir wollten uns aber erst noch ein bisschen schlau machen über diese Art und vor allem wollten wir keinen einzelnen Vogel kaufen. Die freundliche Verkäuferin versprach, sich darum zu bemühen, für ihren Goldstirnsittich eine Partnerin zu suchen und sich bald wieder zu melden. Sie musste ihr Paar leider trennen, da ein Kunde eine einzelne Henne suchte. Seine Henne war gestorben und der Hahn sollte eine neue Partnerin bekommen.

Wir recherchierten fleißig, telefonierten, schrieben emails und bestellten schon mal im Internet eine große Montana-Voliere, denn es war klar: Wir würden bald ein Goldstirnsittich-Paar haben!

Die Suche nach „unserem“ Goldstirnsittich-Paar

Es stellte sich schnell heraus, dass sowohl im Internet als auch in der Literatur wenig Infos über Goldstirnsittiche zu finden waren. In einigen Foren wurden ab und zu Goldstirnsittiche erwähnt, jedoch war es schwer, detaillierte Informationen über Haltung und Pflege zu finden. Auch stellte sich heraus, dass es in Deutschland nur wenige Züchter gab. Wir kamen über Vereine an einige Adressen, die sich jedoch zum größten Teil als Sackgassen erwiesen. Es gab einige Vogelbörsen, von denen wir allerdings immer zu spät erfuhren. Dort hätten wir allerdings auch aus verschiedenen Gründen ungern Vögel gekauft. Wir hatten in Erfahrung gebracht, dass es zwar wenig Nachzuchten in Deutschland gibt, dass aber einige Züchter Goldstirnsittiche direkt aus dem Loro Parque importiert hatten. Die Loro Parque Foundation ist weltweit die größte und renommierteste Organisation, die sich dem Schutz der Papageien widmet. Deshalb war uns der Gedanke sehr sympathisch, Vögel von dort zu kaufen.
Wir setzen immer größere Hoffnung in das hiesige Zoogeschäft, dass sie es vielleicht doch schaffen könnten, für den einzelnen Goldstirnsittich eine Partnerin zu finden und uns dann das Paar zu verkaufen. Deren Goldstirnsittich kam auch aus dem Loro Parque und war bereits 2 ½ Jahre alt. Da Goldstirnsittiche ein wenig wählerisch in der Partnerwahl sind, wäre es allerdings ein kleines Risiko, ob sich überhaupt eine passende Henne finden würde. Also recherchierten wir weiter nach Züchtern und wurden von Vereinsmitgliedern zu privaten Haltern und Züchtern aller möglichen Vogelarten weitergereicht. Kaum einer hatte überhaupt Goldstirnsittiche und wenn doch, wollte er sein Zuchtpaar natürlich nicht abgeben. Endlich fanden wir im Frankfurter Raum einen Züchter, der bereit war, eins seiner beiden Paare abzugeben. Beide Vögel waren ca. 1 ½ Jahre alt. Die Henne kam aus dem Loro Parque und der Hahn von einem Züchter aus Ostdeutschland. Papiere, DNA-Test und Preis stimmten und so holten wir unsere beiden Goldstirnsittiche ein paar Tage später ab.

Der Weg ins neue Zuhause

Wie transportiert man Aratingas? Wir haben in verschiedenen Foren gelesen, dass Transportboxen für Katzen und kleine Hunde sich anbieten. Später sagte uns ein Tierarzt, dass es sinnvoll ist, Vögel in möglichst kleinen Boxen zu transportieren, da hier das Verletzungsrisiko geringer ist. Beim Tierarztbesuch ist eine kleine Box außerdem praktisch, weil der Vogel genauer betrachtet werden kann und – falls nötig – das Einfangen einfacher ist. Die Vögel sollen keine Platzangst bekommen und sich natürlich gut bewegen können. Wichtig ist auch, dass die sie nach draußen schauen können und ausreichend Luft haben. Ein Tuch über den Käfig verängstigt die Tiere sehr, da sie nicht zuordnen können, wo sie sich befinden und woher die fremden Geräusche kommen. Allerdings sollte man z. B. bei der Fahrt auf der Autobahn darauf achten, dass sie nicht von vorbeifahrenden größeren Fahrzeugen (z. B. LKWs) erschreckt werden. Da Sittiche relativ viel trinken und Wasser unterwegs nicht angeboten werden kann, eignen sich Apfel- oder Gurkenstückchen als Flüssigkeitsquelle. Allerdings werden die Vögel wahrscheinlich sowieso zu verängstigt sein, um unterwegs an irgendetwas zu picken.

Der Züchter hielt unsere verhältnismäßig große Transportbox für ungeeignet, da die Vögel sich, falls Panik ausbricht, mit den Schwingen am Gitter an der Vorderseite verletzen könnten. Er hatte schon einen großen Schuhkarton (Stiefelkarton) vorbereitet. An der Oberseite war ein etwa 15 x 15 cm großes Loch ausgeschnitten und stattdessen ein Drahtgitter aufgeklebt. Es kamen eine große Handvoll Körnerfutter und zwei Apfelstücke hinein und dann ging es zu den Volieren.

Die Auswahl, welches seiner Goldstirnsittichpaare wir nehmen wollten, überließ er uns. Uns war es einfach sympathisch, dass eine der Hennen aus dem Loro Parque kam und soweit wir als Laien es beurteilen konnten, sah dieses Paar gesund und munter aus – wie übrigens alle Vögel in seinen zahlreichen Volieren. Man soll beim Kauf besonders darauf achten, dass das Gefieder sauber, glatt und glänzend ist, dass die Nase trocken und sauber ist, dass die Augen nicht entzündet sind oder tränen, dass sie einen munteren Eindruck machen und nicht teilnahmslos auf ihrer Stange hocken.

Es ist übrigens sinnvoll, Vögel mit einem Netz zu fangen. Mit der Hand erwischt man sie sowieso nicht (außer wenn sie bereits zahm sind) und die Assoziation Hand = gefangen werden soll ja auf keinen Fall gefördert werden. Das Netz muss einen ausreichenden Durchmesser haben, damit die ausgebreiteten Schwingen nicht verletzt werden, falls der Vogel im Flug gefangen wird. Auch sollte der Sack erheblich länger als z. B. bei Fischernetzen sein. Bitte nehmen Sie sich die Zeit, den Vogel vorsichtig aus dem Netz zu befreien, falls er sich mit den Krallen im Netz verfangen hat! Man könnte auch ein Handtuch über den Vogel werfen und ihn dann vorsichtig packen. Das hat allerdings den Nachteil, dass ein Handtuch nicht so gezielt einsetzbar ist wie ein Netz und dass es nicht durchsichtig ist, so dass man nicht genau sieht, wie man den Vogel packt. Das Einfangen sollte möglichst schnell gehen, da es für die Vögel großen Stress bedeutet. In einem Forum haben wir gelesen, dass ein Anfänger erst mal mit Stofftieren üben sollte: Das Stofftier in die Luft werfen und mit dem Kescher einfangen. Klingt lustig, ist aber wahrscheinlich sogar eine gute Idee.

Dann ging es an den Papierkram. Wir bekamen für beide Goldstirnsittiche die Herkunftsnachweise und die Bescheinigung über den DNA-Test zur Geschlechtsbestimmung. Wir unterschrieben eine Übernahmeerklärung, die der Züchter für die Abmeldung benötigt. Da Goldstirnsittiche zu den gefährdeten Arten gehören, unterliegen Zucht und Haltung dem Artenschutzgesetz. Wir haben auch sofort am folgenden Tag das entsprechende Formular für unsere beiden Goldstirnsittiche ausgefüllt und mit Kopien der Unterlagen vom Züchter an die Naturschutzbehörde geschickt. Von dort kam ein paar Tage später ein Schreiben mit ein paar Hinweisen zum Artenschutzgesetz. Damit waren unsere Goldstirnsittiche offiziell in unserer Stadt registriert.

Bevor die knapp 4stündige Fahrt nach Hause losging, machte der Züchter uns noch darauf aufmerksam, Zugluft im Auto zu vermeiden und die Klimaanlage möglichst nicht anzustellen. Unterwegs haben wir den Vögeln allen möglichen Quatsch erzählt, um sie an die Stimme zu gewöhnen und von den Umgebungsgeräuschen abzulenken. Aus dem Karton kam ganz selten mal ein leises Krächzen, mehr nicht. Die zwei schienen vor Angst ganz starr zu sein, man hörte und sah so gut wie keine Bewegung.

Wiederum in einem Internetforum haben wir gelesen, dass klassische Musik beruhigend auf Vögel wirken kann. Eine Halterin schrieb, dass ihre Sittiche unterwegs besonders gerne „Enya“ hören.

Die ersten Tage mit Leila und Wassim

Als wir den Transportkarton in unsere große neue Zimmervoliere stellten und den Deckel öffneten, konnten wir „Leila und Wassim“ zum ersten Mal in aller Ruhe betrachten. Goldstirnsittiche sind wirklich wunderschöne Vögel! Sie waren natürlich noch verängstigt und wir haben ihnen viel Zeit gegeben, sich in Ruhe ihre neue Umgebung anzuschauen. Im Anfang haben wir uns nur in ruhigem Ton mit ihnen unterhalten, haben uns der Voliere langsam genähert und schnelle Bewegungen vermieden. Schon nach ein paar Tagen konnten wir uns aber ganz normal bewegen, ohne dass Nervosität im Vogelheim ausbrach. Langsame, schleichende Bewegungen sind im Gegenteil sogar beängstigend für Vögel. Das erinnert sie wohl an ein sich anschleichendes Raubtier, vor dem man auf jeden Fall schnell flüchten sollte. Also einfach normal verhalten und vielleicht ein paar Verhaltensweisen der Sittiche nachahmen. Wenn ein Sittich entspannt und relaxed ist, sitzt er gemütlich leicht aufgeplustert auf der Stange, legt das Köpfchen schief, blinzelt öfters mit den Augen und „knuspert“ mit dem Schnabel. Ein Mensch wirkt also weniger bedrohlich, wenn er die Vögel nicht anstarrt, sondern zwischendurch mal zwinkert, den Kopf vielleicht schief legt und mit ihnen spricht oder die knuspernden Geräusche zu imitieren versucht. Das funktioniert! Wir können inzwischen einige typische Goldstirnsittichgeräusche ganz gut imitieren und hoffen, dass die beiden unsere Sprache auch bald lernen!

Goldstirnsittiche sind liebevolle Partner

Die kleinen Südamerikaner lieben Gesellschaft. Der Mensch kann einen artgleichen Partner für kein Tier ersetzen. Wer einmal Sittiche dabei beobachtet hat, wie liebevoll sie sich gegenseitig bei der Federpflege helfen, sich gegenseitig füttern und eng  zusammengekuschelt schlafen, der wird mit uns einer Meinung sein:  Einzelhaltung von Vögeln ist Tierquälerei!

In einem Forum fand ich zufällig einen Spruch, der den Nagel auf den Kopf trifft: Nicht nur Agaporniden sind Unzertrennliche – alle Sittiche und Papageien sind es auch! Verantwortungsvolle Vogelhalter würden nie auf die Idee kommen, einen Sittich oder Papagei einzeln zu halten.

Besonders rührend war es anzuschauen, wie Wassim seiner Leila nach der Untersuchung durch den Tierarzt liebevoll half, ihr zerzaustes Gefieder wieder in Ordnung zu bringen. Man hatte den Eindruck, er würde sie trösten und wieder aufmuntern wollen.

Leila ist krank

Leider hat sich später herausgestellt, dass wir als Laien nicht erkannt haben, dass es der Henne nicht gut ging. In der Voliere beim Züchter flogen die beiden herum, man konnte sie nicht ganz genau anschauen und vieles fällt wohl erst auf, wenn man das Verhalten eines Tieres in Ruhe beobachten kann. Außerdem haben wir dem Züchter vertraut und uns darauf verlassen, gesunde Tiere zu bekommen.

Von Anfang machte Leila einen kränkelnden Eindruck. Wir schoben es zuerst auf den Stress des Transportes und der Eingewöhnung in die neue Umgebung. Selbstverständlich sind Tiere in dieser Situation erst mal scheu und nervös. Es kam uns allerdings seltsam vor, dass sie oft in geduckter Haltung leicht aufgeplustert auf der Stange saß und offensichtlich ein wenig schwerfällig atmete. Das konnte man am Bäuchlein und dem leicht wippenden Schwanz gut erkennen. Da sie aber zwischendurch ebenso munter war wie Wassim, der Hahn, gut fraß und eine normale Verdauung hatte, haben wir noch ein wenig gezögert, sie zum Tierarzt zu bringen – schließlich bedeuten Einfangen, Transport und Untersuchung zusätzlichen Stress. Der Züchter hatte uns telefonisch ja auch versichert, dass die Henne von Anfang an ein etwas „strubbeliges“ Gefieder und eine leicht geduckte Haltung gehabt hätte.

Nachdem wir damit begonnen hatten, ein Vitaminpulver (Prime) über das Obst und Gemüse zu streuen, hatten wir schon nach wenigen Tagen den Eindruck, dass das stumpfe Gefieder der kleinen Henne glänzender wurde und sie nicht mehr ganz so schlecht zurecht war. Das Atemproblem wurde allmählich besser.

Schon in den ersten Tagen fiel uns auf, dass die Wachshaut der Nase auf der rechten Seite ein wenig verdickt war. Da beide Vögel aber noch sehr scheu waren, konnten wir uns die Stelle nicht genau genug ansehen. Nach gut 3 Wochen hatte sich unterhalb der Nase an der Schnabelwurzel ein deutliches Loch gebildet. Das Schnabelhorn an dieser Stelle wirkte porös. Außerdem putzte und kratze Leila sich immer häufiger und kam gar nicht mehr zur Ruhe. Wir vermuteten Milben oder andere Parasiten, die vielleicht auch für den Defekt am Schnabel verantwortlich sein könnten.

Wir haben das große Glück, in unserer Stadt einen vogelkundigen, mobilen Tierarzt zu haben. Abgesehen von der Möglichkeit, Röntgenuntersuchungen durchzuführen, hat er seine gesamte Praxis im Auto und macht Hausbesuche bei seinen Haustierpatienten. Er kam zusammen mit einer Helferin und konnte unsere beiden Goldstirnsittiche in ihrer gewohnten Umgebung beobachten.

Wir haben am Vortag den Volierenboden mit Küchenkrepp ausgelegt. So konnte der Tierarzt sofort erkennen, ob die Verdauung der beiden in Ordnung war und dass keiner der Vögel Durchfall hatte. Er beruhigte uns auch in Bezug auf die Länge der Krallen und Schnäbel. Beides sei relativ lang, aber noch nicht so, dass es eine Funktionseinschränkung bedeuten würde. Er riet uns, auf das Schneiden der Krallen und besonders der Schnäbel zu verzichten und noch ein wenig abzuwarten, ob sie sich selbst an den vielen Knabber- und Spielmöglichkeiten abnutzen würden.

Das Loch in Leilas Schnabel musste der Tierarzt sich jedoch genauer ansehen. Aufgrund der Größe unserer Voliere konnte er die Vögel nicht mit einem Tuch einfangen, sondern musste unser Fangnetz benutzen. Das ging erstaunlich schnell und stressfrei. Er sprach beruhigend mit dem Vögelchen und nahm sie behutsam in einem Handtuch in die Hand. So konnte er sie untersuchen und sich mit einer Lupe das Loch genau ansehen. Er stellte fest, dass bereits eine Verbindung zum Inneren der Nase bestand und damit war das Infektionsrisiko natürlich sehr hoch. Der Tierarzt nahm einen Abstrich und reinigte dann das Loch. Vor Eintreffen des Abstrichergebnisses wäre eine Therapie nicht sinnvoll. Es könnte sich um eine Verletzung handeln, um eine Infektion, die mit einer Antibotikagabe behandelt würde oder um eine Pilzinfektion, die sich wiederum unter Antibiotika verschlimmern würde. Sollte es eine Pilzerkrankung sein, würde eine wochenlange Therapie auf Leila zukommen. Da sie noch nicht handzahm war, müsste sie dann täglich eingefangen werden, um die Wunde mit einem Antimykotikum zu betupfen.

Viel schlimmer als die Therapie war die Tatsache, dass der Tierarzt nicht erkennen konnte, dass oberhalb des Defektes neue Hornsubstanz nachwuchs. Das wäre tragisch, denn durch das normale Schnabelwachstum (etwa ½ cm im Monat) war abzusehen, dass das Loch sich weiter vergrößern würde. Dieser Defekt würde sehr wahrscheinlich die Funktion des Schnabels zerstören und die Nahrungsaufnahme unmöglich machen.

Milben oder andere Parasiten waren nicht zu finden und der Ernährungszustand war sehr zufriedenstellend.

Print Friendly
Return to Previous Page